Momentan befinden wir uns im Norden Südafrikas und morgen werden wir uns nach Namibia aufmachen. Gerade reflektieren wir unsere sechs Wochen Aufenthalt in Südafrika. Und zugegeben, es fällt uns sehr schwer, über Südafrika einen abschließenden Blogbeitrag zu schreiben.
Keine Frage, aus landschaftlicher Sicht ist Südafrika wunderschön und unwahrscheinlich abwechselnd: weit, grün, braun, steinig, hügelig, Meer, Küste, Sonne, Berge, Weinberge. Kapstadt ist vermutlich die schönste Stadt auf dem afrikanischen Kontinent und lockt mit der Kombination aus Meer und Bergen nicht ohne Grund zahlreiche Besucher an. Hier unsere Kapstadt Highlights . Die Menschen, die uns begegnet sind, waren sehr freundlich und wir haben uns dank der extrem verschärften Sicherheitsbedingungen, an die wir uns ausnahmslos gehalten haben, rundum sicher gefühlt. Also insgesamt ein durchaus attraktives Land, das zahlreiche Highlights zu bieten hat.


Aber es gibt in Südafrika ein paar Dinge, die wir als extrem negativ erlebt haben:
Aufgrund der Sicherheitsbedingungen waren wir absolut eingeschränkt, wodurch es uns schwer gefallen ist, ein Gefühl für das Land zu entwickeln. In Südafrika sind wir als „Touristen“ unterwegs. Das bekannte „Reisefeeling“ wie wir es aus Südamerika gewohnt waren, ist nicht aufgekommen.
Die Kluft zwischen armen und reichen Menschen ist extrem groß. Dies zu sehen und zu erleben, fühlt sich gar nicht gut an. Man kann in gigantischen Einkaufszentren sein Geld loswerden, gut Essen gehen und am Strand liegen, der mit Luxusvillen gesäumt ist. Im Gegensatz finden, ich weiß nicht wie viele, Menschen in Wellblechhütten in den ärmlichsten Bedingungen am Stadtrand ihr Zuhause.


Wenn man durch den Supermarkt oder die genannten Einkaufszentren läuft und sich ausschließlich in den für Touris gesicherten Gegenden aufhält, dann kommt sehr wohl das Gefühl auf, dass man sich in einem Land, welches von der UNO und der EU zur Ersten Welt gezählt wird, befindet. Ist man jedoch auf Hilfe in irgendeiner Form angewiesen, dann merkt man sehr schnell, dass Schein nicht gleich Sein ist. Denn bis wir z. B. unser Auto nach der fälligen Kilometerzahl endlich getauscht hatten, haben wir 7 Tage, 3 persönliche Besuche im Büro der Autovermietung, eine Email und ein Gespräch mit dem Manager mit einem Presseausweis in der Hand benötigt. Erst dann hat sich unser Autovermieter in Kapstadt erbarmt, uns ein neues Auto auszuhändigen. Vorher hieß es permanent: „Heute leider kein Auto in Ihrer Klasse erhältlich. Werde mich aber morgen bei Ihnen melden.“ Dies ist sicherlich nur ein absolutes „Miniproblemchen“, wenn man die tristen Fakten über Südafrika, gefunden bei Wikipedia, in Betracht zieht:
Südafrika verfügt über eine extrem hohe Kriminalitätsrate: Aus statistischer Sicht muss jede zweite afrikanische Frau damit rechnen, einmal in ihrem Leben vergewaltigt zu werden.

Foto: Shopping in Südafrika
Die offizielle Schätzung der Arbeitslosigkeitsrate liegt bei 24%, die inoffizielle sogar bei 34%.
Die tickende Zeitbombe Aids: 21% der südafrikanischen Bevölkerung zwischen 15 und 49 Jahren sind HIV positiv, konkret sprechen wir von 5.2 Millionen Menschen. Die Lebenserwartung liegt bei 43 Jahren.
Viele Politiker und Polizisten sind korrupt. Die Lebensbedingungen für Menschen in den Townships sind für uns unvorstellbar.
Dennoch werden Stadien für die WM 2010 gebaut, die in keinem Verhältnis zur oben genannten Realität stehen. Wo kommen die finanziellen Mittel überhaupt her? Und warum mangelt es in Südafrika an Wohnungen, Bildung, am Gesundheitswesen und und und?
Für mich ist Südafrika ein „komisches“ Land, das zu greifen, ich nicht in der Lage bin!



Foto: Bokaap in Kapstadt