Zu Schulzeiten ist die Abholzung des Regenwalds im Zusammenhang mit Mc Donald’s und Brasilien erstmals in mein Bewusstsein getreten. In späteren Jahren war da noch Günther Jauch in der Fernsehwerbung: Krombacher Bier trinken für den Regenwald, rückte die traurige Tatsache wieder in den Fokus meiner Aufmerksamkeit. Aber der Regenwald war damals so fern. Und so war der Slogan „Rettet den Regenwald“ über kurz oder lang nach hinten in mein Bewusstsein gerückt und vergessen. Heute jedoch ist er näher und präsenter denn je!
Foto: Palmölplantage am Fluss Kinabatangan
Fotos: Abgerodete Flussufer
Eine Dschungeltour mit Übernachten im „Dschungelcamp“ hatten wir für zwei Nächte gebucht. Eine Stunde Bootsfahrt auf dem Fluss Kinabatangan sollte uns in den Regenwald Borneos führen. Vermissten wir den Regenwald doch schon während unserer Fahrten über die grüne Insel Borneo. Denn Palmölplantagen haben dem schönen Wald soweit das Auge reicht Platz gemacht und vom geliebten Regenwald war kaum mehr etwas zu sehen. Mit viel Hoffnung ging es den Fluss entlang, doch irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass ich zu meiner eigenen Beerdigung gefahren werde. Mit geschnürter Kehle und feuchten Augen saßen wir mit sechs anderen Abenteurern im Boot. Und das einzige Trauerspiel, das sich uns zeigen wollte, waren geschlagene Baumstämme, die uns massig entgegenschwammen, ein zarter Duft von Feuer, gestapelte Baumstämme am Ufer und Palmölplantage an Palmölplantage am Flussufer. Lediglich eine Baumreihe wurde rechts und links des Flusses stehen gelassen, bzw. junge Bäumchen neu gepflanzt, um der Erosion ein bisschen vorzubeugen.
Fotos: Frisch gerodete Wälder
Im 19. Jahrhundert waren auf der drittgrößten Insel der Welt, auf Borneo, noch 95% der Landschaft mit Regenwald bedeckt. Im Jahr 2009 waren es lediglich noch 50%.
Speziell im Gebiet um den Fluss Kinabatangan sind noch 30% des nachgepflanzten Waldes erhalten, der urprüngliche Regenwald ist dort zu 100% tot, so der Manager unserer Unterkunft in Sepilok. In einer Studie, die 2004 im „Journal Conservation Biology“ veröffentlicht wurde, heißt es, dass von 1997 bis 2002 79% des geschlagenen Regenwaldes in geschützen Gebieten stattgefunden hat.
Das konnten wir bei unserem Ausflug nicht übersehen, denn eine Regenwaldwanderung im nachgepflanzten Wald dauerte eine Stunde und ging über 900 Meter. Eine Bootsafari war eine Flussrundfahrt mit wenig Wild und ohne Natur. Auf Borneo sind nur „Pockets“ an Regenwald erhalten, das Land dazwischen wurde abgerodet und mit Palmölplantagen bepflanzt. Dies bedeutet, dass der älteste Regenwald der Welt Baum für Baum gerodet wurde und weiterhin gerodet wird, dass die Menschen, die im Regenwald leben, die wilden Tiere ihren Lebensraum verlieren. Die Orang-Utans sind in den Palmölplantagen gefangen, da sie nicht vom einen Stückchen Regenwald in das andere Stück Regenwald wandern können,…
Offiziell heißt es, dass die Rodung nur noch in ausgezeichneten Gebieten stattfinden darf, keine neuen Gebiete mehr hinzukommen und der restliche Regenwald vor der Abrodung geschützt sei. Wir fragen uns: Was geschieht jedoch illegal hinter dem Vorhang? Wer hält sich in der Realität an diese Regel? Man bedenke die oben zitierte Studie des Journals Conservation Biologie.
Fotos: Frisches Holz aus dem Regenwald zum Abholden bereit
Mit trüber Stimmung haben wir den Regenwald nach einer Nacht fluchtartig verlassen und wissen nun:
Der Regenwald auf Borneo ist am Sterben!
Nachgeschlagen bei Wikipedia:
Malaysia und Indonesien sind die wichtigsten Anbauländer für Ölpalmen und liefern gemeinsam 85% der Weltproduktion, welche im Jahre 2007 bei ca. 39 Mio. Tonnen Palmöl lag. In den letzten Jahren stieg die Weltjahresproduktion jährlich um bis zu 15,4%. Malaysia verfügt über einen Weltmarktanteil von 43% und Indonesion von 44%. Palmöl ist vor Sojaöl das mengenmäßig am meisten produzierte Pflanzenöl der Welt. Der weltgrößte Produzent von Palmöl und Biosprit ist das asiatische Unternehmen Wilmar International Limited mit Hauptsitz in Singapur. 1991 gegründet hat der Konzern einen Gewinn von 1,8 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet. Das Unternehmen besitzt rund 435.000 Hektar Palmölplantagen und 25 Raffinerien in Singapur, Malaysia und Indonesien. Vor allem die Verwendung von Biodiesel hat den Preis von Palmöl in die Höhe getrieben und die Abrodung in Borneo nochmals stark angetrieben.
Die Europäische Union und Asien sind die Hauptabnehmer für Palmöl. Wir in Europa verwenden Palmöl vor allem in der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie sowie für die Herstellung von Bio-Diesel. Palmöl finden wir in Rama, Lätta-Margarine von Unilever, in Nutella, in Kellog’s Smacks, in Milka-Schokolade mit Cremefüllungen, in Bahlsen-Keksen, in der Prinzenrolle, in manchen Haribo-Süßigkeiten, in Schokoriegeln wie Mars, in Maggiprodukten, Knorr- und Erascosuppen, in Milchnahrung von Milupa und Alete, in Dove-Seife von Unilever, in der Penaten Lotion, in der Nivea-Cream und Olaz-Tagescreme, im Labello, in Haarspülungen von L’Olreal, in Shampoos von Wella und in Waschmitteln wie Ariel, Persil, Frosch und Terra Aktiv, so klärt uns die Homepage von Greenpeace auf.
Wir Verbraucher können Palmöl aus Urwaldzerstörung nur vermeiden, indem wir ökologisch erzeugte Produkte kaufen.
Es ist schon klar, dass man von Affen alleine nicht leben kann. Aber was ist z. B. in 50 Jahren, wenn Bio-Diesel durch Elektroautos ersetzt wurden? Wenn man anstatt von Palmöl eine andere günstigere Alternative gefunden hat und die Industrie ihr Interesse am Palmöl verliert? Ist vielleicht gar nicht so unrealistisch, oder? Was hinterlassen Malaysia und Indonesien ihren nachfolgenden Generationen?
Welche Massen Regenwald in Südamerika täglich abgerodet werden, wollen wir erst gar nicht wissen. Haben wir doch unseren Ausflug in den Madidi Nationalpark in Bolivien in so schöner Erinnerung…
Fotos: Junge Ölpalmen werden zum Anbau angeliefert
ja Nils, Deine Beobachtung und Einschätzung ist völlig richtig! Ich kann das Getue um den Biodiesel etc. auch nicht mehr hören! Was in Asien läuft mit der Abholzung und mit dem Einhalten von Verboten zum Abholzen hast Du ja jetzt selbst gesehen.Palmölplantagen wohin man sieht! Auch der Transport mit den Tankschiffen nach Europa kostet Energie!
Wie es in Brasilien läuft, sah ich selbst. Erst zerstört der Mensch die Natur, dann schlägt die Natur zurück!(gigantische Überschwemmungen) Deine Fotos, die frisch gerodeten Wälder zeigen, sind doch ein Beweis für unser Fehlverhalten. Diese Wälder können keine Regenwassermassen mehr aufnehmen. Dann heißt es für diese Länder wieder mal „Land unter“! Schlimm, schlimm!
Es freut mich, daß ihr zwei auch kritisch Eure besuchten Länder beobachtet.
Servus
Martin
Ellena und ihre Freundinnen haben Ende August ein Treffen mit dem Gräfelfinger Bürgermeister und werden in der sache Abholzen für Biodiesel und Nutella-Palmöl vorstellig.
Das Motto dieser Aktion: „Wir haben davon alles gewusst!“
kusskuss
Walter
die Aussage, dass Palmöl aus abgeholzten Regenwäldern in Europa verwendet wird ist falsch. Das regelt die Nachhaltigkeitsverodnung, die seit diesem Jahr für die energetische Verwendung gilt. Diese Regelung gilt jedoch nicht für die technische Verwendung und der Lebensmittelindustrie. Also Biokraftstoffe bitte weglassen, danke.
Michael Lendl,
genau solche kommentare töten jegliches engagement. Man könnte auch einfach nichts schreiben, wäre besser!!
Was willst du uns also eigentlich mitteilen?
Walter Beutler
werter Herr Lendl,
googlen Sie sich doch einfach mal durchs Netz, geben „Palmöl +Verwendung“ ein und sehen Sie sich die vielen Seiten, die Sie aufrufen können einfach mal an! Mir ist es gleich, ob das Palmöl, wie in meiner Nachbarstadt Schwäbisch Hall in einem Kraftwerk verheizt wird, oder ob es mit dem Auto verbraucht wird, oder in der Nahrungsindustrie genutzt wird. Fest steht, dass der Regenwald wegen der Plantagen abgeholzt wird!
Und was dabei geschieht müssen auch Sie zur Kenntnis nehmen!
Da die Seite von Nils nicht der Ort ist, solche Diskussionen auszutragen, werde ich auf eine evtl. Antwort von Ihnen nicht reagieren.
Gut fand ich vor allem, wenn junge Leute durch die Welt reisen, daß sie dies mit offenen Augen tun!
Martin
Hier die Verfasserin des Artikels:
Auch ich war etwas irritiert über Hr. Lendls Kommentar.
Warum wird in Stuttgart gegen Biodiesel in Bussen demonstriert, wenn da gar kein Palmöl drin sein soll? Sind all unsere Informationsquellen falsch?
Hr. Lendl, Sie scheinen vom Fach zu sein. Warum klären Sie uns nicht einfach auf, indem Sie den Inhalt Ihres Biodiesels nennen. Ich habe auf Ihrer Homepage geschaut, auch da werde ich nicht schlau und ich frage mich weiterhin: Wenn Biodiesel ohne Palmöl produziert wird, welche weiteren Öle werden verwendet und was bedeutet die von Ihnen genannte „technische Verwendung“ konkret?
Wollen Sie uns bitte aufklären?
Danke
Danke Yvonne für deine objektivität! kusskuss
walter
@Martin: Interessant, in Schwäbisch Hall wird tatsächlich Palmöl verheizt? Bin um die Ecke (Rothenburg ob der Tauber) und mir hat neulich erst jemand stolz erzählt, dass Schwäbisch Hall ja auf ökologische Energiesysteme setzt…