Vorsicht Vietnam

Eigentlich sollte unser erster Blogbeitrag aus dem Vietnam den Titel „Good Morning Vietnam“ tragen. Wir wollten berichten, wie wir nach Laos eine sozialistisch-touristische Watsche in der Kälte bekommen haben und wir die Bergbewohner im Nordwesten des Vietnams erlebt haben. Wir wollten von gefluteten Dörfern, Zwangsumsiedlungen, hässlichen Wohnsiedlungen und Menschen, die nicht reden sondern schreien, erzählen. Doch dann sind wir in Hanoi angekommen und alles kam anders als geplant…

Frau im Vietnam

Sapa

Sapa

Sapa

Fotos: Dorfbewohner bei Sapa

Und jetzt erstmal der Reihe nach:

Land:

Am 8.Dezember (oder so) sind wir endlich in Sapa gelandet. Dicke Nebelschwaden, die die Sicht auf die Reisfelder und die umliegenden Berge verhüllten, gefühlte 5 Grad, Nieselregen und aufdringliche „minority people“, deren Wurzeln und Kultur in China liegen, haben uns im Nordvietnam empfangen. Das Leben in den Bergdörfern ist extrem hart und mühselig. Die Menschen sind trotz ihrer Aufdringlichkeit „Buy from me? Buy from me?“ irgendwie sympathisch und schön anzuschauen: Traditionelle, bunte Gewänder, Kopfbedeckungen, die die Stammeszugehörigkeit und Frisuren, die den Familienstand verraten.

Sapa

Foto: Reisterrassen im Winter

Sapa

Foto: Transport

Sapa

Foto: Kinderfüße – Socken gibt’s auch nicht im Winter

Sapa

Foto: Zum „Verkaufsgespräch“ werde ich an der Hand genommen.

(P.S. Mit 1.61,5 Meter laufe ich bereits unter der Kategorie „klein“)

Eine Wanderung in vier Bergdörfer haben wir unternommen und uns die Lebensweise angeschaut. Eine Familie hat ihr Mittagessen (frisch geschossenes Eichhörnchen, die kleinen Knochen werden mitgegessen, und Schwein mit Gemüse) sowie Reiswein, der wie Schnaps brennt, mit uns geteilt.

Sapa

Sapa

Fotos: Der Haaransatz ist abrasiert, damit kein Haar in der Suppe landet = verheiratete Frau

Sapa

Foto: Die Küche

Stadt:

Eine elfstündige Zugfahrt, in der wir knapp 300 km zurückgelegt haben, hat uns vorgestern in ein turbulentes Hanoi verschifft. Hupende Vespas soweit das Auge reicht, Handwerk am Straßenrand und Menschen, die unsere Euros wollen. Es muss für jedes bisschen gehandelt und gefeilscht werden, wie wir es in Laos völlig verlernt hatten. Außerdem sind wir im Vietnam alle Multimillionäre, denn 1.000.000 Dong sind umgerechnet 50€. Wie kompliziert! Und genau hier ist Vorsicht geboten, denn es wird gerne mal eine Null addiert und das Rückgeld einfach nicht herausgegeben mit der Hoffnung, dass es der Touri nicht realisiert. Und so haben wir gleich an unserem ersten Morgen 30€ „Trinkgelder gegeben“, denn wir haben vergessen, auf unser Rückgeld zu warten. Die Vietnamesen sind besonders schlau. Sie nehmen dein Geld, stecken es ein, verziehen keine Miene und tun so, als würde alles passen. Und somit erwarteten wir gedankenverloren und vom Trubel oder dem leckeren Kuchen abgelenkt auch kein Rückgeld. Mit Entsetzen hatten wir beide unsere Dummheit jeweils eine halbe Stunde später festgestellt. Sind ins Cafe und an den Ticketschalter zurückgestapft, haben freundlich um unser Rückgeld gebeten und es sogar ANSTANDSLOS und OHNE Diskussion zurückbekommen. Die junge Dame war etwas verlegen. Die alte völlig abgebrüht. Also Vorsicht im Vietnam, wenn es um dein Geld und deine Habseligkeiten geht. Vor Langfingern ist man nämlich auch nicht gefreit.

Hanoi

Hanoi

Hanoi

Hanoi

Foto: Straßenleben in Hanoi

Voller Wachsamkeit sind wir also heute durch die Gassen Hanois gestapft und haben uns unter anderem das vietnamesische Leben an den Bahngleisen angeschaut. Der Zug fährt hier direkt durch eine Wohnsiedlung. Auf den Gleisen wird gekocht und gespielt und Haare gewaschen. Einen freundlich dreinschauenden Herrn haben wir angequatscht mit: „Do you speak English?“ Seine Antwort lautete: „Ich spreche deutsch.“ Kurzer Hand hat er uns in seine ca. 12 qm große Wohnung eingeladen und so tranken wir morgens um 11 Uhr Wodka.

Hanoi

Hanoi

Hanoi

Foto: Leben am Bahngleis in Hanoi

7 Gedanken zu „Vorsicht Vietnam“

  1. Mir hat man damals in Laos öfters gesagt: Wenn du zuerst in Laos warst und dann nach Vietnam kommst, dann wird dir Vietnam nicht so gut gefallen. Ich kann es nicht beurteilen, da ich nicht in Vietnam war, aber eure Geschichte hört sich ganz danach an. Obwohl sowas überall passieren kann.
    Viel Spaß noch auf den letzten Metern….

  2. Hallo Ihr 2,

    hört sich ja abenteuerlich an… 😉 schöne Bilder …. ja Yvonne, wir sind doch „Groß“….
    Passt schön auf Euch auf !!!

    Liebe grüße aus dem verschneiten Saarlouis
    sendet Nicole

  3. Ihr besucht doch bestimmt noch die Halong-Bucht, oder? Auch wenn’s dort natürlich auch verflixt touristisch zugeht, werde ich meine Übernachtung auf einer Dschunke irgendwo zwischen den Inseln niemals vergessen. Vielleicht versöhnt Euch das mit Vietnam. Aber auch an Hanoi habe ich überwiegend gute Erinnerungen (ich kann allerdings nicht mit Laos vergleichen). Dass man als Tourist von vielen leider nur als potentielles Opfer gesehen wird, ist in Vietnam (speziell in Hanoi) allerdings tatsächlich ein wenig nervig. Viele Grüße aus dem winterweißen Berlin! Martin

  4. Hallo,
    die Schwierigkeit für uns ist, dass Ruhe und Gelassenheit weg sind. Daran müssen wir uns erst wieder gewöhnen. Aber es ist total spannend und macht Spaß, das Leben im Vietnam zu beobachten. Morgen geht’s für zwei Nächte in die Halong Bucht.

  5. Ich freue mich, dass Ihr auch an den Bahngleisen vorbeigekommen seid. Eine wirklich spannende Sache abseits vom Touristenstrom. Ich hoffe zumindest, dass das auch in Zukunft nach Eurem Beitrag und meinem Video so bleibt und nur wirklich Interessierte vorbeikommen 😉
    Tolle Sache, dass Ihr auch einen Deutschsprachigen dort gefunden habt!

    Viel Spaß in der Halong Bay!

  6. Hallo ihr beiden,

    solltet ihr noch Richtung Halong Bucht fahren, empfehle ich euch nach Quan Lang mit der Fähre überzusetzen. Dort ist es wesentlich schöner. Hier bewegt ihr euch abseits der Touristenströme für wenig Geld. Dazu müss ihr in Halong City (die Stadt ist zweigeteilt) zum Stadteil Hon Gai und von dort ca. 4 Stunden mit der einheimischen Fähre fahren(Lasst euch nicht von der Fähre abschrecken. Die ganz schön defekt aus, hält aber). Ihr fahrt dann anstatt durch die Halong Bucht durch die Bai to Long Bucht. Diese ist ebenfalls wunderschön. Auf Quan lang gibt es ein Robinson Haus mit einem Kilometerlangen weißen Strand. Wie gesagt ohne Touristen. Wir waren dort letztes Jahr nur unter einheimischen. Viele Grüße aus dem Schneeparadies Berlin.;-). Nicole

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