Während unserer Zeit auf Reisen machen wir immer wieder die Bekanntschaft mit anderen Reisenden. Vor allem Südamerika wimmelt nur so von Backpackern. In Afrika und in Südamerika waren wir z. B. mit zwei australischen Paaren und in Patagonien mit einem schweizer Paar unterwegs. Meistens trifft man immer wieder auf bekannte Gesichter, denn die Routen sind ähnlich.
Es ist total spannend zu sehen, wie, wie lange und wohin es unsere „Kollegen“ zieht. Ein Großteil der europäischen Reisenden ist für ein Jahr mit dem Worldaroundticket unterwegs und bereist in dieser Zeit bevorzugt Südamerika, Südostasien, Australien und Neuseeland. Da Afrika nicht von jedem Worldaroundticket angeflogen wird, findet man in Afrika eher weniger Weltreisende, die für ein Jahr unterwegs sind. Immer wieder trifft man jedoch auf absolute Exoten, die ziemlich außergewöhnlich reisen. Die aus unserer Sicht „verrücktesten“ Mitreisenden stellen wir euch heute vor:
Die „Abenteurer“
Andrew und Lucy haben wir in Botswana kennen gelernt. Seit viereinhalb Monten reisen sie mit Rucksack und Zelt. Ihre Route geht von Kapstadt einmal durch den afrikanischen Kontinent über Europa zurück in ihre Heimat England. Zunächst waren zwölf Monate geplant, mittlerweile rechnen sie eher achtzehn Monate für ihre Reise ein. Ihr Fortbewegungsmittel sind öffentliche Verkehrsmittel. In Europa und auch im südlichen Afrika sicherlich leicht, aber in Zentralafrika? Bestimmt eine absolute Herausforderung – da sind Zeit und Geduld gefragt.
Die „Abgefahrenen“:
In Uyuni / Bolivien haben wir zwei junge Japaner getroffen, die mit dem Rad unterwegs waren. In Kalifornien begegneten sich die beiden zufällig, seither radeln sie zusammen. Einer der beiden startete seine Tour in Alaska, der andere in Washington State. Ihr Ziel ist es, durch die westlichen Länder des amerikansichen Kontinentes bis ans südlichste Ende der Welt zu fahren – nach Feuerland. Wie lange sie bereits unterwegs waren und was ihr zeitlicher Plan ist, wissen wir leider nicht mehr. Extrem, oder? Leider gibt es auch kein Bild von den zweien. Aber an die zarten Oberschenkel kann ich mich noch gut erinnern.
Die „Ausdauernden Teil 1“:
Die beiden sympathischen Schweizer Paul (64 Jahre) und Brigitta (46 Jahre) sind mit Geländewagen inklusive Hubdach seit etwa dreieinhalb Jahren unterwegs. Wenn sie den Kontinent wechseln, dann lassen sie ihren Toyota logischerweise immer verschiffen. So ging es z.B. von Buenos Aires mit dem Schiff nach Walvis Bay in Namibia. Die Reise soll insgesamt etwa sechs Jahre dauern. Auch sie haben quasi Halbzeit und kommen so ziemlich überall rum. Das Land, in dem es ihnen bisher am wenigsten gefallen hat ist Belize. Sie sind mit Abstand am längsten unterwegs! Ihre Abenteuer findet ihr unter www.circumnavigation.ch.
Die „Ausdauernden Teil 2“:
Erika und Jürg haben sich zu Beginn ihres Rentenalters aufgemacht, die Welt zu erkunden. Auch sie stammen aus der schönen Schweiz und sind seit Januar 2009 unterwegs. Wir haben sie in Afrika an einer Bar mit Laptop getroffen. Bisher hat sie ihr Weg durch Europa nach Afrika geführt. Weitere Ziele ihrer Reise sollen auf jeden Fall Südamerika und dann abhängig nach Lust und Laune Asien oder Nordamerika werden. Eingeplant haben sie etwa drei bis vier Jahre. Um der Reisemüdigkeit zu entgehen und um die Familie zu sehen, planen sie jährlich zwei Pausen ein, in denen sie für zwei Monate nach Hause fliegen. Wenn ihr ein bisschen mit ihnen in ihrem umgebauten Landcruiser Pickup mitfahren wollt, dann schaut mal rein unter trans-geo.com. Jürg hat 2000 Arbeitsstunden in einen genialen Umbau gesteckt. Es wurde weder die Nutzbarkeit in allen Lagen noch das kleinste Detail vergessen. Auch während der Reise optimiert er immer wieder an seinem fahrbaren Untersatz. Das i-Tüpfelchen auf seinem Geländewagen, den „touch of Africa“, hat ihm ein Herr aus Zambia in einem Tag Arbeit aufgemalt. Der Wahnsinn!!
Der „Entspannte“:
In Guatemala haben wir einen völlig relaxten Franzosen getroffen, der mit seiner Gitarre seit etwa zwei Jahren unterwegs war. Als nächstes wolle er mit dem Schiff von Panama nach Australien. Sein Plan war, nochmals ungefähr zwei Jahre zu reisen. Denn im Jahr 2009/10 nach Frankreich zurückzukommen, mache für ihn keinen Sinn. Seine Mutter habe ihm von einer „Krise“ berichtet und da bleibt der junge Ingenieur lieber noch ein bisschen im Ausland… Verständlich, oder?
Die „Auswanderer“:
Eine 28jährige Grundschullehrerin und ihren 27jährigen Freund, einen Förster, haben wir in Namibia getroffen. Seit über sieben Jahren leben sie nicht mehr in ihrer Heimat Belgien. Nur um die Familie zu treffen und anschließend in der Schweiz Ski zu fahren, fliegen sie einmal im Jahr nach Hause. Ein Jahr haben sie im Kongo mitten im Busch gelebt. Einmal im Monat kam ein Flieger und hat sie mit Nahrungsmitteln versorgt. In Notsituationen mussten sie „nur“ über das Satellitentelefon einen Rettungsflieger rufen. Derzeit leben sie in Gabun. Aber das Leben in Gabun sei nicht ganz einfach, man „wird dort sehr schnell alt“ berichten sie uns. Zum Beispiel brauchen sie für eine 30 Kilometerstrecke eine Ewigkeit, denn sie müssen etwa sieben Polizeikontrollen passieren. Der Herr Polizist liefe dabei um’s Auto und „suche“. Und er finde immer etwas zur Beanstandung und dann heiße es: „Oh, Sie müssen eine Strafe bezahlen…. Ihr Nummernschild ist schmutzig…“ Dann müsse verhandelt werden. Aber meistens bezahlten sie nicht.
Wenn ein Zug ein paar Stunden Verspätung habe, dann sei das schon okay. Sie seien schließlich froh, wenn er überhaupt fahre. Auf die Frage, ob sie planen, jemals wieder zurück nach Belgien zu gehen, antworten sie ganz klar: „Nein, das können wir uns überhaupt nicht vorstellen.“
„Die Hippifamilie“:
Eine französische Familie haben wir an der Grenze zwischen Argentinien und Chile gesehen. Ihr Fortbewegungsmittel war ein Mercedes Sprinter mit Wohnanhänger. Mit Blümchen verziert und der Aufschrift „Autour du monde“ ging es um die Welt. Leider haben wir nicht mit ihnen persönlich gesprochen. Sie haben drei oder vier Töchter. Die älteste Tochter war dreizehn Jahre alt, die jüngste hatte gerade mal vor sechs Wochen in Santiago de Chile das Licht der Welt erblickt. Die Eltern trugen einen riesigen Stapel Bücher mit sich und unterrichteten ihre Kinder selbst. Allerdings wollten sie sich Anfang Juni, als wir sie gesehen haben, langsam auf den Weg zurück nach Frankreich machen, denn die älteste Tochter wollte nach Hause. Wenn die Kinder von den Eltern nicht unterrichtet wurden, dann galt dies als „Ferien“. Sind wir mal gespannt, wie die Kinder das Schulleben und die echten Ferien erleben…
Ihre Route:
Der „Reiseopa“
Den 78 jährigen Amerikaner Jack haben wir im Okawango Delta kennen gelernt. Im Alter von 66 Jahren erlitt er den ersten Schlaganfall, zwei weitere sollten folgen. Vor sechs Jahren reiste er nach drei Schlaganfällen mit dem Worldaroundticket für 56 Tage um die Welt. Stationen seiner Weltreise waren Hawaii, Dublin, das Okawango Delta, Neuseeland, Australien, Singapur, Hong Kong und China. Im Ruhestand ist der Konstrukteur aus Conneticut, der in den 50er Jahren den Koreakrieg unbeschadet überstand, bis heute noch nicht. Respekt!
Ihr seht, die Varianten um die Welt zu reisen sind äußerst vielfältig. Und ganz offensichtlich ist es nie die falsche Zeit und auch gar nie zu spät dafür!
🙂 🙂 ich musste sehr lachen- lustig geschrieben.
aber jeder einzelne- bewunderswert- respekt, manchmal ist man auch etwas neidisch auf die sehr relaxte einstellung zu allem. hier muss man ja immer alles planen und bedenken (ob du willst oder nicht)
die einstellung des franzosen: „im Jahr 2009/10 nach Frankreich zurückzukommen, mache für ihn keinen Sinn. Seine Mutter habe ihm von einer “Krise” berichtet und da bleibt der junge Ingenieur lieber noch ein bisschen im Ausland… “ fand ich den knaller des tages 😉
euch weiterhin viel spass